Bereits der Einband ließ mich wissen, dass ich ein Buch in Händen halte, das auf viele Arten unkonventionell wird. „Das Buch“ zeigt bereits, dass etwas Neues auf mich wartet, der Subtitel „des bewusst seins“ regt gleich zum Nachdenken an. Die Internetrecherche zeigt, dass es genügend Werke gibt, die sich mit dem Bewusstsein auseinandersetzen und die Frage drängt sich auf, ob der Autorin mit der Kleinschreibung („bewusst sein“) ein Fehler unterlaufen ist. Ich liebe Bücher, die bereits zu Beginn Widersprüche offenbaren und so mache ich mich gespannt ans Lesen.
Kein Buch für Nebenbei
Bereits beim ersten Kapitel wird mir eines klar – dieses Buch erfordert Aufmerksamkeit. Erst etwas später verstehe ich, dass es nicht darum geht aufmerksam sondern eben bewusst zu sein. Bei dieser Erkenntnis muss ich schmunzeln und verstehe das erste Mal, dass Das Buch nicht nur eine Aneinanderreihung von Inhalt darstellt, sondern durch den Aufbau durchaus des Gelesene erfahren lässt.
Richtig intensiv mache ich diese Erfahrung bei der Passage über das mentale bewusst sein. Zu erkennen, dass denken nicht gleich denken heißt, wenn man dabei bewusst ist, eröffnet mir tatsächlich einen neuen Horizont. Immer wieder lese ich dieses Kapitel aufs Neue und verbringe so einige Tage mit denselben Seiten. Langeweile stellt sich dabei nicht ein – zu groß ist der Reiz das Gelesene möglichst schnell auch im Alltag zu erleben.
Einordnung? Unmöglich!
Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, welchem Genre dieses Buch zuordenbar ist. Schlussendlich muss ich nach dem Ausschlussprinzip vorgehen und erkennen, dass es sich weder um einen Ratgeber, noch um ein psychologisches Fachbuch handelt. Obwohl Elemente aus beiden Bereichen enthalten sind, lässt sich dieses Werk hier nicht zuordnen. Bleibt die Esoterik. Auch die kommt auf keinen Fall in Frage, da Brigitte Fuchs ausschließlich mit der Wirklichkeit arbeitet. Bewusst sein ist dabei kein höherer Geisteszustand sondern eine reale Begebenheit, der wir im Leben durchgehend begegnen. Somit bekomme ich eine weitere Lektion, auch wenn es schwer fällt: Ich hab ein Buch bekommen, dass sich eben nicht einordnen lässt.
Das Leben als Inhalt
Die Autorin führt mich in ihrem Buch durch die unterschiedlichen Ebenen des bewusst seins und macht auch den Unterschied zum klassischen Begriff des Bewusstseins deutlich. Besonders gelungen sind dabei viele lebensnahe Begebenheiten, die mir als Leser sehr bekannt vorkommen und damit eine Verbindung zu meinem eigenen Handeln aber auch meiner Gedankenwelt schaffen. Auch wenn vieles auf den ersten Blick neu erscheinen mag, wird mit Fortdauer des Lesens klar, dass der Inhalt des Buches der Inhalt des Lebens ist. Was nun beinahe religiös klingt, ist , ganz wertfrei betrachtet, aber einfach die Realität, der wir uns täglich stellen (sollten).
Warum dieses Buch?
Wäre ich nun als Werbetexter gebucht, würden hier solche Phrasen stehen wie „Wenn Sie auf der Suche nach der Wahrheit sind…“ oder „Jeder kann die Erleuchtung finden“. Genau diesen Zugang wählt Brigitte Fuchs aber nicht. Sie schafft es, auf sehr reale Weise mich als Leser abzuholen, ohne dabei demagogisch oder belehrend zu wirken.
Im Spannungsfeld zwischen Psychologie, Spiritualität und Esoterik bleiben viele Fragen unbeantwortet. Das Buch über das bewusst sein schafft es einige dieser zu beantworten – um genau zu sein zeigt es uns, dass diese Fragen nicht wichtig sind.
Es gibt kein klassisches Zielpublikum für dieses Buch – jeder Mensch, der es schafft, unvoreingenommen und ohne konkrete Zielsetzung an das Lesen heranzugehen, wird eine Bereicherung erfahren. Wie genau diese aussieht wird schlussendlich wohl so unterschiedlich sein, wie meine Gedanken- und Gefühlswelt von Kapitel zu Kapitel.